Unterirdisch – unsere Kanäle

Wissenswertes über die Neuhäuser Regenwasserkanalisation

…“die im Dunkeln sieht man nicht“, schrieb einst Bert Brecht in der Dreigroschenoper. Ähnlich ist es z. B. mit der Kanalisation. Solange alles läuft, nimmt man sie kaum wahr, diese wichtige und millionenschwere Errungenschaft der Zivilisation.

Anders ist das, wenn sie nicht funktioniert und das Wasser auf der Straße steht oder gar im Haus. Bei dem Unwetter am 19. Juni 2013 zeigten sich viele Mängel der Neuhäuser Regenwasserkanalisation. Das Wasser stand nicht nur auf der Straße, sondern lief auch auf die Grundstücke und in die Häuser.

Bülsdorfer Straße 19. Juni 2013: Das Wasser sprudelt aus Einläufen und Schächten und läuft auf die Grundstücke. Das 500mm-Rohr (DN 500) war am Auslauf in die Aue offensichtlich schon länger komplett mit Baumwurzeln zugewachsen und das Regenwasser mehrerer Straßen suchte sich seine Wege im Untergrund selbst. Das Auslaufbauwerk an der Aue ist seit über 20 Jahren abgesackt und liegt vor dem Rohr. Wochenlang stand eine stinkende schlammige Brühe in Schächten und Rohren.

Ähnliches war in der Poststraße, Am Bürgerpark und anderen Stellen zu beobachten. Ursache waren in der Regel verstopfte Leitungen. Seltsamerweise haben die meisten Betroffenen das klaglos hingenommen, selbst wenn nach über 30 Jahren zum ersten Mal Wasser im Keller war. Dass oftmals Mängel in der öffentlichen Kanalisation die Ursache waren, darauf kam kaum jemand.

Laien erkennen den Zusammenhang oft nicht, deshalb hier eine kurze Erklärung:

Wenn – wie im vorliegenden Fall – die Regenwasserkanalisation verstopft ist, steigt der Wasserspiegel bis zur Straßenoberkante an und das Wasser sprudelt aus den Schachtdeckeln und Einlaufen. Durch Undichtigkeiten in Rohren und Schächten sickert das Wasser in die mit Sand verfüllten Leitungsgräben der Kanalisation und breitet sich aus, weil Sand (anders als Klei) ein guter Wasserleiter ist. Auch die Gräben der Hausanschlussleitungen sind beim Bau mit Sand verfüllt worden. Daher gelangt das Wasser im Untergrund bis an die Häuser, ohne dass man etwas davon bemerkt. Wenn nun der Keller nicht 100-prozentig dicht ist, läuft das Wasser auch in die Keller. Logisch.

Ich habe den Flecken auf die bestehenden Mängel hingewiesen und am 6. August wurden zumindest die (hoffentlich alle) betroffenen Bereiche der Regenwasserkanalisation gespült.

 

Das Spülfahrzeug am 6. August 2013 im Einsatz in der Bülsdorfer Straße.

Unsere Empfehlung: Wenn bei Ihnen Wasser auf der Straße steht und/oder in den Keller läuft, machen Sie Fotos und wenden Sie sich an den Flecken. Die Regenwasserkanalisation ist Eigentum des Flecken und der ist auch verantwortlich dafür, dass sie funktioniert. Wenn Sie dort abgewiesen werden, wenden Sie sich einfach an uns. Die erfolgte Kanalreinigung ist auch einem Hinweis aus der Bevölkerung an uns zu verdanken.

Die Freien Wähler sind kompetent und konsequent. Wir verfolgen u. a. auch bei der Regenwasserkanalisation die Ereignisse und setzen uns für deren Funktionsfähigkeit und den Erhalt unseres öffentlichen Vermögens ein.

Die überraschend zahlreichen Abflussstörungen haben uns daher veranlasst, beim Bürgermeister nachzufragen, ob und wie die Kanäle geprüft und gewartet werden, und ob dabei die gesetzlichen und technischen Vorschriften eingehalten werden. Zudem haben wir beantragt, das Thema Regenwasserkanalisation als Tagesordnungspunkt auf der nächsten Ratssitzung zu beraten, denn es muss geklärt werden, ob und welchen Sanierungsbedarf es gibt und welche Kosten auf den Flecken zukommen. Das Beispiel der Brücken ist uns eine Warnung. Die Neubauten waren nötig geworden, weil jahrzehntelang die erforderlichen Unterhaltungsmaßnahmen aus Unkenntnis nicht erfolgt waren.

Die unglaulichen Antworten des Bürgermeisters finden Sie auf der Seite Regenwasserkanalisation unter Flecken.