Welche Gefahren für die Deichsicherheit sind zu erwarten?

Was ist Deichsicherheit?

Die Deiche sind höher als je zuvor, aber ist allein

Deichhöhe = Deichsicherheit?

Ein klares NEIN! Deichsicherheit hängt von vielen Faktoren ab: Höhe, Bauweise, Untergrund, Belastungen und Pflegezustand.

Die Landesregierung hat sich geweigert, den Begriff „Deichsicherheit“ zu definieren. (dazu: kleine Anfrage von Anfrage von Hans-Jürgen Klein im Nds. Landtag)

Vom Umgang mit der Deichsicherheit in Politik und Wirtschaft

Es ist weder erlaubt, noch kann es sich jemand in der Öffentlichkeit leisten, etwas zu tun, das die Deichsicherheit beeinträchtigt. Also heißt es unisono: Elbvertiefung nur, wenn die Deichsicherheit gewährleistet ist. "Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ist überzeugt, dass die Deiche auch nach der geplanten Elbvertiefung sicher sind. „Die Deichsicherheit muss gewährleistet sein – und das ist sie nach meiner Überzeugung auch“, sagte Ramsauer dem Hamburger Abendblatt." Die persönliche Meinung eines bayrischen Müllermeisters und Betriebswirts über Elbdeiche ist wohl kein Gradmesser für die tatsächliche physikalische Sicherheit, lässt aber erkennen, wohin es gehen soll.

An neuralgischen Punkten wird gebaut, wie z. B. die Buhnen im Altenbrucher Bogen oder der neue Deich um Freiburg herum. Zwischen Bund, Land und Deichverbänden wurde ein Vertrag geschlossen, in dem sich der Bund zur Unterhaltung der Ufer vom Rand der Fahrrinne bis hinter das Deckwerk verpflichtet und für eventuelle Schäden am Deich durch den Schiffsverkehr aufkommen will.

Rein zufällig geschah das genau an dem an dem Tag, als die Erörterungen in Hamburg begannen. Plankommissar Dr. Aschermann wies dann auch prompt Einwände bezüglich der Deichsicherheit mit dem Hinweis auf den Vertrag pauschal ab. Wer mag da noch an Zufall glauben?

Die Deichverbände weisen empört jeglichen Zusammenhang zurück und nutzen die Gunst der Stunde um endlich Geld für wichtige Erhaltungsmaßnahmen und Verbesserungen zu bekommen. Man muss aber kein Prophet sein, um zu erkennen, dass es eines nicht allzu fernen Tages heißen Wird: "Die Deichsicherheit ist gewährleistet, die Elbevertiefung kann erfolgen."

Viel spricht dafür, dass das nach den niedersächsischen Kommunalwahlen der Fall sein wird. Auch wenn der Parlamentarische Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) aus Cuxhaven vehement zurückweist, dies in Hamburg gesagt zu haben, spricht Einiges dafür, dass der durch gezielte Indiskretion in die Öffentlichkeit gelangte Gesprächsvermerk zutreffend ist.

Deichsicherheit ist also zum Spielball der Politik geworden. Sicher, es wird etwas dafür getan, aber etliche der vielen Risiken werden ausgeblendet.

Welche Risiken bleiben trotz aller Deichverträge und Bauarbeiten?

  1. Die Sturmfluthochwasserstände werden sich stärker erhöhen, als nur um die in den Planunterlagen genannten 1 – 2 cm. Niedersächsische Deichschützer gehen von bis zu 9 cm aus. Der Gutachter für die Gemeinden und Verbände im Alten Land stellte eine unzulässige Anpassung der Berechnungen um 15 cm fest. Nach meiner Einschätzung werden es zwischen 10 und 20 cm sein. Sicher ist also, dass die Elbvertiefung nicht "hochwasserneutral" ist, wie in den Planunterlagen behauptet wird, denn jeder cm zählt beim Hochwasser.
     
  2. Nach der Verbesserung der Fahrwasserverhältnisse wird mit Sicherheit größeren Schiffen das Befahren der Elbe bei jeder Witterung erlaubt, wenn auch in einem getrennten Verwaltungsakt. Das bedeutet also auch, dass deren größere Wellen bei Sturmflut unsere Deiche direkt treffen, was durch entsprechende Bilder belegt ist. Dafür sind die Deiche nicht bemessen worden, wie das Franzius-Institut für Wasserbau bestätigte.
     
  3. Schon jetzt erschüttern die Schiffswellen bei normalen Wasserständen die Deiche erheblich, wenn sie als Sturzbrecher auf das Deckwerk schlagen. Die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) hat im sogenannten "Joggergutachten" die Wirkung der Schiffswellen auf den Deich vermeintlich "untersucht". Das unter Leitung des Gutachters Dr. Holger Schüttrumpf gefertigte skandalöse Gutachten kommt zu dem absurden Ergebnis, dass Jogger den Deich stärker erschüttern, als Schiffswellen. Jeder Laie weiß, dass das nicht stimmen kann. Diese Übertreibung war Anlass, sich näher mit den Gutachten zur Elbvertiefung zu befassen. Dabei kamen unglaubliche Dinge ans Licht. Das war wohl nicht dafür gedacht, dass es einmal jemand liest, der davon etwas versteht.

Ein vom Hadelner Deich- und Uferbauverband (HDU) beim Hamburger(!) Ingenieurbüro IMS in Auftrag gegebenes Gutachten berücksichtigt die dynamischen Kräfte brechender Wellen nicht, sondern setzt sie lediglich als Wasserstandsschwankungen an. Das Gutachten stellt Thesen und Hypothesen auf, klärt aber auch nicht die Ursache der plötzlichen Deichschäden von 2002. Bisher weiß tatsächlich niemand, warum und an welcher Stelle das Bodengefüge im Deich ohne Hochwasser instabil geworden war und es zu Setzungen und Rutschungen kam.

In allen Gutachten wurde um die Kernfrage herum untersucht, mit teils abenteuerlichen Ansätzen und gröbsten Fehlern. Was oberflächlich wissenschaftlich zu sein scheint, ist bei näherer Betrachtung geradezu kriminell. Die Wirkung von Schiffswellen auf die Deiche ist bis heute nicht geklärt. Näheres dazu wird hier demnächst ausgeführt werden. 

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