Neuhäuser (Rats-)Schläfer

Land Hadeln auf der Überholspur – Neuhaus auf dem Standstreifen

 

Liebe Neuhäuser und Neuhäuserinnen,

wenn ich dieser Tage die Meldungen der Regionalpresse verfolge, dann blicke ich neiderfüllt auf diverse Nachbargemeinden und ärgere mich schwarz, wenn ich an Neuhaus denke.

Otterndorf meldet 500 000 Übernachtungen und die Schaffung 40 zusätzlicher Wohnmobilstellplätze. Ihlienworth baut für knapp 200 000 € einen neuen Wohnmobil-Stellplatz, davon werden 120 000 € aus Leader-Mitteln finanziert. Nebenbei: Ihlienworth ist mit 700 000 € verschuldet, Neuhaus aber mit demnächst 2 500 000 €, dabei gibt es auch in Ihlienworth etliche Brücken zu unterhalten.

In Oberndorf machen die Bürger und der Rat wegen der anstehenden Schulschließung gemeinsam gewaltigen Druck auf die Samtgemeinde und deren Rat.

Was ist da anders gelaufen als bei uns?

All das hätte Neuhaus auch haben können, wenn die Weichen rechtzeitig gestellt worden wären. Ein Campingplatz am Ostesee, ein ordentlicher Wohnmobilstellplatz mit Osteblick, das hat kaum eine andere Gemeinde zu bieten und hätte Neuhaus etliche Vorteile durch Alleinstellungsmerkmale gebracht. Und sofern diese Einrichtungen vom Flecken betrieben würden, hätte es auch jede Menge Einnahmen gebracht. Von weiteren Synergieeffekten ganz zu schweigen.

Allerdings bedarf das betreiben solcher Einrichtungen einer gewissen Kompetenz und Risikobereitschaft. Daran ist nicht zuletzt die Schaffung solcher Projekte gescheitert. Die moderne Führung einer Kommune unter veränderten wirtschaftlichen Bedingungen ist natürlich etwas anderes als das Betreiben einer AOK in den 70er und 80er Jahren. Aber die Nachbarn zeigen uns, dass das ganz gut machbar ist.

Eine Gemeinde kann nur dann überleben, wenn sie kompetent geführt wird. Dazu müssen die Methoden an die aktuellen Erfordernissen angepasst werden. Und das bedeutet u.a. kooperativer Führungsstil, Förderung der heimischen Wirtschaft, Nutzung von Einwohnerkompetenzen und vieles mehr. Und je später das eingeleitet wird, desto schwieriger wird es, z.B. durch Umweltauflagen und Haushaltskontrolle.

Eine Einschätzung, wie es damit in Neuhaus bestellt ist, bleibt Ihnen selbst überlassen.
Die Verwaltung und die Räte auf allen Ebenen sind mir den ihnen von Bürgern und Betrieben überlassenen Mitteln nicht professionell umgegangen. Um Heiner Geisler zu zitieren: „Dieses Pferd ist tot geritten.“

Wenn sich daran etwas ändern soll, muss ein radikales Umdenken bei den Verantwortlichen einsetzen. Und dafür brauchen wir jede Menge frischen Wind.

Herzliche Grüße und Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Gunnar Lenz